Irmgard Grünberg-Welter

Der Ablauf
einer Mediation

Die Mediation kennt keine starre Vorgehensweise, da die Konflikt- partner den Fortgang weitgehend selbst bestimmen können. Es ist jedoch wichtig, dass am Ende klare und eindeutige Vereinba- rungen stehen. Dies lässt sich mit einem strukturierten Ablauf erreichen.

Phase I – Eröffnungsphase

Der Mediator beginnt damit, dass sich die Parteien vorstellen. Dann erklärt der Mediator den Parteien die Mediation, wie sie abläuft, welchen Sinn die einzelnen Schritte haben und welche Rolle der Mediator während des Verfahrens spielt. Der Mediator weist ausdrücklich auf die Freiwilligkeit und die Vertraulichkeit hin, und er klärt ab, ob Fristen zu beachten sind.
Die Parteien besprechen und klären in dieser Phase ihre Erwartungen und Bedenken zur Mediation.
Es werden Regelungen und Vereinbarungen für die Durchführung des Mediationsverfahrens besprochen und festgelegt.

Hierzu gehören beispielsweise:

  • Die Erteilung des Auftrags für die Mediation
  • Die Teilnehmer am Mediations- verfahren; ob und wann externe Berater hinzugezogen werden sollen.
  • Zu welchen Zeitpunkten die Termine stattfinden.
  • Welche Spielregeln es gibt.
  • Was die Mediation kostet.

Nach dieser Phase wird ein Ergebnisprotokoll erstellt, das den Parteien in Form eines Bestätigungsschreibens zugesandt wird, welches dann von beiden Parteien zur nächsten Sitzung unterschrieben mitgebracht wird.

Phase II – Konfliktdarstellung

In dieser Phase stellen die Konfliktparteien den Konflikt jeweils aus ihrer eigenen Sicht dar. Jeder der Parteien erhält hier gleichviel Raum und Zeit, seine Situation und Position in aller Ausführlichkeit darzustellen. Sofern nach den Ausführungen der Parteien noch Sachverhalte für den Mediator unklar sind, fragt er solange nach, bis er die erfor- derlichen Informationen hat. Dann fasst er zusammen, und bespricht mit den Parteien, worin bereits Einigkeit besteht und filtert somit die streitigen Fragen heraus.

Der Mediator formuliert gemeinsam mit den Parteien die streitigen Fragen als Themen. Diese sind Vorgabe für die nächste Phase.

Phase III – Interessenfindung und Bedürfnisklärung

Diese Phase beginnt der Mediator mit den vorgegebenen Themen und gibt jeder Partei die Gelegenheit Ihre Position nochmals zum Ausdruck zu bringen.
Mit geeigneten Kommunikationstechniken, unterstützt der Mediator die Parteien, die hinter den jeweiligen Meinungen stehenden Interessen, Bedürfnisse und Wünsche herauszufinden. Dadurch wird das gegenseitige Verstehen der Sichtweisen gefördert.

Damit kann in die nächste Phase gegangen werden.

Phase IV – Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten

In dieser Phase sammeln die Parteien, zunächst ohne jegliche Bewertung, mögliche Lösungen. (auch als Brainstorming-Methode bekannt). Wenn notwendig regt der Mediator mit Fragen die Suche an. Am Ende ordnen die Parteien die gefundenen Lösungen nach ihrer Wichtigkeit. Anschließend werden die Lösungsmöglichkeiten mit den in Phase III erarbeiteten Interessen und Bedürfnissen abgeglichen. Dadurch wird sichergestellt, dass möglichst alle Interessen und Bedürfnisse der Parteien in der Lösung enthalten sind.
Nun prüfen die Parteien mit Unterstützung des Mediators (durch gezielte Fragen), ob die gefundene Lösung in der Realität der jeweiligen Partei standhält und umsetzbar ist.

Am Ende der Phase IV wird ein Vorentwurf für das später abzuschließende Vertragswerk gefertigt, das sogenannte Memorandum.

Phase V – Abschluß

Bereits vor Beginn dieser Phase haben (wenn notwendig) externe Berater den Entwurf des Memorandums geprüft. Nun wird der Vertrag gestaltet und anschließend wird der Vertrag abgeschlossen. Falls gesetzliche Formerfordernisse vorhanden sind wird der Vertrag beurkundet oder beglaubigt.

Die Vertragsinhalte werden dann durch die Parteien umgesetzt, weil die gefundene ̈Lösung im Interesse beider Parteien liegt.